Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik

Geschichte

In der Bundesrepublik Deutschland wurden im Jahr 1975 von einer Expertenkommission der Bundesregierung Empfehlungen zur Reform der Versorgung im psychiatrischen und psychotherapeutisch/-somatischen Bereich vorgelegt (Psychiatrie-Enquete). Die Grundprinzipien dieser Psychiatrie-Reform, sind die gleichrangige Behandlung körperlich und psychisch Kranker, die Bettenreduzierung großer psychiatrischer Landeskliniken zugunsten der Schaffung gemeindenaher psychiatrischer Abteilungen an Allgemeinkrankenhäusern sowie die Erweiterung des stationären Behandlungsangebotes durch eine Vielfalt komplementärer Einrichtungen wie Tageskliniken, Tagesstätten, beschützte und betreute Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten in den Kommunen.

Die Entwicklung des Faches Nervenheilkunde in der Hansestadt Wismar nahm ihren Anfang im Jahr 1948, als in der Poliklinik am Lindengarten erstmals eine nervenärztliche Sprechstunde durchgeführt wurde. In der gleichen Einrichtung wurden bereits im Jahr 1955 die ersten Patienten auf einer neuropsychiatrischen Station in der Poliklinik „Am Lindengarten“ unter der Leitung von Herrn Dr. Werner Laubinger behandelt. Bei der im März 1957 in einer Baracke in der Karl-Marx-Straße (jetzt Lübsche Straße) etablierten Nervenklinik handelt es sich damit um eine der ältesten Psychiatrischen Abteilungen an einem Allgemeinkrankenhaus in Deutschland. Nach umfangreichen Umbauarbeiten konnte im Jahr 1970 die Klinik für Neurologie und Psychiatrie mit insgesamt 107 Betten in das damalige Bezirkskrankenhaus Wismar am Standort Friedenshof integriert werden.

Bei einer Weiterentwicklung der beiden Fachgebiete Neurologie und Psychiatrie machte sich im Interesse der besseren Patientenbetreuung eine Teilung der Nervenklinik in eine Klinik für Neurologie und in eine Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie erforderlich, welche dann im Oktober 2000 vollzogen wurde. Seit diesem Zeitpunkt wurde in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie ein verstärktes Augenmerk auf eine differenzierte Behandlung psychisch Kranker in störungsspezifischen Behandlungsbereichen gelegt. Zunehmend wurden auch die verschiedenen psychotherapeutischen Behandlungsmethoden implementiert.

Bereits frühzeitig wurde von der Klinikleitung die Notwendigkeit der Etablierung teilstationärer Behandlungsangebote in der Versorgungsregion erkannt, sodass im Jahr 1993 die erste Psychiatrische Tagesklinik in Mecklenburg-Vorpommern, in der Hansestadt Wismar, eröffnet werden konnte. Zur Optimierung einer wohnortnahen Versorgung wurden weitere Tageskliniken im Landkreis Nordwestmecklenburg, zunächst in Gadebusch (2009) und später in Grevesmühlen (2012), eröffnet.

Neben der stationären und tagesklinischen Behandlung können unter speziellen gesetzlichen Rahmenbedingungen (SGB V § 118 Abs. 2) seit dem Jahr 2001 auch ambulante Patientinnen und Patienten in der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik an den Standorten in Wismar, Gadebusch und Grevesmühlen behandelt werden.

Im September 2011 konnte von der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Klinikneubau im Klinikum erfolgen. Das kompakte zweigeschossige Klinikgebäude mit hoher Funktionalität und in sich geschlossenen Nutzungs- und Behandlungseinheiten bietet optimale Bedingungen zur Betreuung psychisch kranker Menschen. Es können bis zu 94 Patienten in Zweibettzimmern mit eigenen Badezimmern aufgenommen werden. Im Anschluss an die vollstationäre Behandlung besteht auch die Möglichkeit einer integrierten teilstationären Behandlung, wodurch ein Übergang in die ambulante Behandlung optimiert und die Zeitnahe Integration der Patienten in ihre Familien unterstützt wird.

Zusammenfassend stehen derzeit für die Behandlung der Bevölkerung des Landkreises Nordwestmecklenburg 87 stationäre Behandlungsplätze in der Hansestadt Wismar sowie 76 teilstationäre Behandlungsplätze in Wismar (41 Plätze), Gadebusch (18 Plätze: zur Zeit geschlossen) und Grevesmühlen (17 Plätze) an den vier Standorten der Klinik zur Verfügung. Innerhalb der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik wurde eine Binnendifferenzierung und die Schaffung von folgenden Fachbereichen vorgenommen:

  • Fachabteilung für Allgemeinpsychiatrie – Schwerpunkt: Psychosen,
  • Fachabteilung für Allgemeinpsychiatrie – Schwerpunkt: Affektive Erkrankungen und Abhängigkeitserkrankungen,
  • Fachabteilung für Psychotherapie und Psychosomatik,
  • Fachabteilung für Gerontopsychiatrie,
  • Tagesklinik Wismar in der Dr. Unruh-Str. 14,
  • Psychiatrische Institutsambulanz (PIA) Wismar in der Dr. Unruh-Str. 14,
  • Tagesklinik und PIA Gadebusch in der Wismarsche Str. 23,
  • Tagesklinik Grevesmühlen und PIA in der Klützer Str. 13-15.

    Chefärzte:
  • Dr. Werner Laubinger (1955 – 1978)
  • Dr. Rolf Beier (1978 – 1984)
  • Dr. Berthold Michalowski (1985 – 1990)
  • Dr. Hans-Joachim Kmietzyk (1991 – 1992)
  • Dr. Werner Wolf (1994)
  • Dr. Michael Nichtweiß (1995 - 2000)
  • Dr. Bernd Sponheim (ab 2000)

OÄ Dr. Elise Michalowski war im Zeitraum von 1990 bis 1995 wiederholt kommissarisch als Chefärztin in der Klinik für Neurologie und Psychiatrie tätig.